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März 2016

Gedanken zu Kunst und Gnade – Teil 2

By Tune In No Comments

„Kunst gibt (wie Gott)
dem Unnützen Wert,
dem Wertvollen Nutzen,
dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück.“

“Kunst gibt (wie Gott) Dem Wertvollen Nutzen…”
Stimmt diese Aussage? Gibt Kunst dem Wertvollen Nutzen?
Und Gott: Hilft er uns Menschen, nachdem er uns das Prädikat „wertvoll“ verliehen hat (siehe TUNE IN 163), „nützlich“ zu sein?

Als Protestant kenne ich eine seltsame Zurückhaltung, wenn es im Zusammenhang mit Glauben um „Nutzen“ geht.
Martin Luther betonte bekanntlich die „Rechtfertigung aus Glauben“ allein. Dieser zentrale Glaubenssatz, der übrigens längst auch von allen christlichen Kirchen unterschrieben wird, besagt, dass unser Heil allein im Glauben an Jesus Christus liegt. Luther wandte sich wie Paulus scharf gegen die „Werke“, das heisst gegen alle menschlichen Versuche, Gott gnädig zu stimmen. Menschliche Werke können also nicht „nützlich“ sein, wenn es um die Frage geht: Wie kann ich zu Gott gehören – hier und in Ewigkeit? Aber gerade in der protestantischen Kirche wurde dadurch leicht vergessen, was der Theologe Adolf Schlatter (1852-1938) so ausdrückt: „Geben ist seliger als nehmen, und Dienst das Ziel der Gnade. …Der Blick auf Gott und seine Gnade wirkt auf unser Wollen gleichzeitig sowohl beruhigend als bewegend… beruhigend, weil in Gottes Gnade, Gabe und Tat alles liegt was wir bedürfen… bewegend, weil Gottes Gnade, Gabe und Werk unserem Willen das Ziel und die Kraft gewährt…und uns zur Tat befähigt.“ (aus: Der Dienst des Christen in der älteren Dogmatik, 1897).

Dienst, Liebe, Frucht – dies sind biblische Synonyme für „Nutzen“, für die wir unzählige Stellen im Alten wie im Neuen Testament finden könnten. Wer in mir bleibt, bringt viel Frucht, sagt etwa Jesus in Johannes 15,5. Kürzlich hörte ich von einem Gemeindeleiter in einer Kleinstadt, der eines Tages die Frage stellte: „Wenn wir mit unserer Kirche nicht da wären – würde das überhaupt jemand merken?“ Die Diskussion darüber führte zu einem grossen Engagement der Kirche für diese Stadt.
Wir könnten auch die Frage stellen: „Merkt die Kunst-Szene eigentlich, dass es darin Künstler gibt, die Christen sind?“ – Leider haben auch viele Kirchen vergessen, solch knallharte Fragen zu stellen und daraus Schlüsse zu ziehen. Fragen wir deshalb nach dem „Nutzen“ unseres Christ-Seins – auch als Künstler! Eine erste Konsequenz daraus könnte sein, dass man die Gebets- und Dienst-Gemeinschaft mit anderen Künstlern sucht.

Nun zur zweiten Aussage: „Kunst gibt dem Wertvollen Nutzen“. Anders gesagt: Kunst kann etwas, das sie für darstellungs-würdig erachtet, für uns „fruchtbar“ machen. In meinem Büro hängt ein Bild von einem Brückenbau in Basel. Ich sehe es mir hin und wieder an; es spricht zu mir von der Mühsal täglicher Arbeit, unter der viele Menschen leiden. Der Basler Maler Rudolf Maeglin (1892-1971) hat ein Sujet, das lange für kunst-unwürdig galt (Arbeiter!), für darstellungs-würdig und für wertvoll befunden. Sein Bild erweist sich nun als lehrreich und nützlich.
Kunst kann natürlich auch Anderes wollen! Vor ein paar Tagen hat ein Theatermacher in der Schweiz dazu aufgerufen, einen Politiker aus dem rechten Lager zu verfluchen – und es gab dazu eine öffentliche Verfluch-(Kunst-)Aktion. Mit „Kunst“, die dem „Unnützen Wert und dem Wertvollen Nutzen“ gibt, hat dies nichts zu tun. Insofern ist dieser Satz: „Kunst gibt dem Wertvollen Nutzen“ normativ zu verstehen. Gefährlich wird er nur dort, wo wir genau definieren wollen, was „nützlich“ ist.
Aber „Dienst“, „Liebe“ und „Frucht“ lassen sich auch nicht präzise definieren oder messen. Sie lassen sich nur beschreiben. Oder man kann davon erzählen. Und da sind wir wieder sehr nahe bei dem, was Kunst auf so wunderbare Weise leisten kann….

Text: Beat Rink

Meet the Artist – meet ARTS+

By Neuigkeiten No Comments

Unter dem Motto: „Meet the Artist – meet ARTS+“ laden wir Dich am Sonntag, 17. April ganz herzlich nach Basel ein ins „E9″ (Zentrum Eulerstrass 9) zur Begegnung bei unserer ARTS+ Jahreshauptversammlung und anschliessenden “Kirche Kreativ“.
Hier kannst Du einen Einblick in unsere Arbeit von ARTS+ bekommen, andere Künstler beim Apéro kennenlernen und einen künstlerisch gestalteten Gottesdienst „Kirche Kreativ“ mit Crescendo Basel erleben.
Wir freuen uns auf Dein Kommen! Deine Anmeldung per Email an: info@ap.weiter.ch hilft uns, das Apéro vorzubereiten. Vielen Dank!

Datum: So. 17.4.16
Zeit: 16:00 – 19:30 Uhr
Ort: Basel
Location: E9, Zentrum Eulerstrasse 9, 4051 Basel

Programm: 16:00 Uhr: ARTS+ GV im Zentrum Eulerstrasse 9
17:00 Uhr: Apéro
18:00 Uhr: Kirche Kreativ in der Pauluskirche Basel (www.kirchekreativ.ch)

Gedanken zu Kunst und Gnade – Teil 1

By Tune In No Comments

„Kunst gibt (wie Gott)
dem Unnützen Wert,
dem Wertvollen Nutzen,
dem Nützlichen zweckfreie Schönheit zurück.“

Stimmt dieser Aphorismus? Gibt es wirklich eine solche Gemeinsamkeit zwischen Kunst und Gott, deren Triebkraft man „Gnade“ nennen könnte? Wir schauen in dieser Woche die erste Aussage an: „Kunst gibt (wie Gott) dem Unnützen Wert“ und wenden uns in den nächsten TUNE INs den weiteren Zeilen zu.

In der deutschen Sprache gibt es das Wort „Nichtsnutz“. Einen Menschen, über den dieses Urteil ausgesprochen wird, trifft dies wie ein Hammer. Schlimm ist, dass unsere Leistungsgesellschaft mehr und mehr vermeintliche „Nichtsnutze“ produziert: Menschen, die den hohen Ansprüchen des Berufslebens nicht genügen.

Haben uns solche Worte schon selber getroffen – aus dem Mund von Eltern, von Lehrern, von Freunden? Wie sehr haben sie uns geprägt?
Vielleicht haben wir auch zu uns selber gesagt: „Ich bin ein Nichtsnutz!“ Tatsächlich gibt es im Leben immer wieder Leerläufe, Momente des Versagens. Wir kennen Fehler und Schuld. Und da sind wir mit so einem Hammer-Urteil schnell zur Hand. Vielleicht auch anderen gegenüber…

Oder meinen wir gar, Gott denke so von uns? Aber Gott sieht uns als wertvolle Menschen! Wie wertvoll etwas ist, erkennt man am Preis, den man dafür bezahlt. Gott hat den grössten Preis bezahlt, um uns zu „erkaufen: Seinen Sohn (Matthäus 20,28).
Es ist schwierig, sich vor Augen zu halten und zu bekennen (griechisch heisst bekennen „dasselbe sagen“): Gott gibt dem „Nutzlosen“ Wert.

Kunst kann Gleichnisse dafür finden. Die Dada-Kunst wies vor genau 100 Jahren in diese Richtung, indem sie auf provokante Art proklamierte: Es gibt eine Welt jenseits des Nützlichkeits-Denkens. Und diese Nonsene-Welt ist in ihrer völligen Nutzlosigkeit interessant und wertvoll.

Ähnliches hat Jean Tinguely mit seinen spielerischen Maschinen aus Schrott ausgedrückt. Meine Mutter, die mit ihm auf die Kunstakademie ging, erinnerte sich an jene Stunden, wo der Lehrer für figürliches Zeichnen Tinguely (der nicht gut zeichnen konnte) hinausschickte – sozusagen als Nichtsnutz. Nach zwei Stunden kam dieser aber von irgendeinem Schrottplatz zurück mit einem künstlerisch raffiniert zusammengebauten Objekt aus Eisenabfällen – sehr zum Erstaunen des Lehrers und der Kollegen. Dies wiederholte sich von da an mehrere Male.

Eine heutige Schweizer Künstlerin, Pia Maurer, spricht eine ähnliche Sprache. Sie schafft aus Abfällen Kronleuchter. Oder sie bittet Menschen auf der Strasse vor einen goldenen Hintergrund, um diese dann zu fotografieren. So entstehen „Urban Icons“, wobei „Ikonen“ durchaus christlich gemeint sind.

Können auch wir uns (zumindest gedanklich) vor einen solchen Goldhintergrund stellen und uns sagen lassen und dasselbe sagen: „Du bist wertvoll!“ ?
Können wir dankbar annehmen, was von Gott her gilt: „In den Augen anderer und nach dem eigenen Gefühl bin ich vielleicht „unnütz“, aber mit dem Teuersten erkauft!“ ?

Text: Beat Rink

Wir brauchen unbedingt Schönheit !

By Tune In No Comments

Die nachfolgende Geschichte, die das Ehepaar Donald und Laura Malcom-Eastman in der Crescendo-Zeitschrift Nr.83 erzählt hat, ist nicht nur für Menschen in Afghanistan relevant, wo die beiden Künstler einen wunderschönen „Garden of Peace and Hope“ initiiert und umgesetzt haben. Die Idee dieses Projekts ist überall gültig, wo Schönheit fehlt. Und die Geschichte zeigt uns: Gott möchte, dass wir Schönes schaffen – als Zeichen seiner unendlichen Liebe und Gnade.

Eine Anfrage der Regierung und eine Vision

Der „Garden of Peace and Hope for Kabul“ wurde 2011 nach einer sehr konkreten und völlig überraschenden Anfrage aus dem Büro des Präsidenten Karzai ins Leben gerufen. Einen Garten zu planen, passte eigentlich nicht zu den erklärten Zielen unserer Partnerorganisation. Als die Anfrage kam, waren wir gerade in Kabul auf einer Erkundungsreise. Das Unglaubliche war, dass ich (Donald) gerade ein paar Stunden vor dieser Anfrage einen nächtlichen Traum oder eigentlich eine Vision hatte, in der ich einen Garten in Kabul entwarf und anbaute…. Ich fertigte dann für die afghanische Regierung Entwürfe an, die gebilligt wurden.

Ein konkretes Hoffnungszeichen – und ein Kulturzentrum
Afghanistan litt seit vielen Jahrzehnten unter Krieg, harter Besatzung und extremer Unterdrückung. Die Folgen waren eine völlige Zerstörung des Landes und tiefste Armut. Ein Stabschef erläuterte uns, das Land kenne dramatische Nöte; aber zu den dringendsten Bedürfnissen gehöre Schönheit.
Als wir im Mai 2009 die Eröffnung feierten, waren die rund zwanzig anwesenden Minister völlig sprachlos und überwältigt von der Schönheit und dem hier erfahrbaren Frieden. Die Soldaten vom Sicherheitsdienst blieben noch lange nach der Zeremonie sitzen oder gingen stumm mit ihren geschulterten Gewehren herum, da den Duft einer Rose geniessend, dort eine Blume mit der Hand umfassend. Führende Regierungsvertreter meinten, der Garten sei ein konkretes Zeichen der Hoffnung dafür, dass aus Zerstörung und Krieg Neues entstehen kann. Dann ordneten sie an, dass alle Schulkinder von Kabul den Garten besuchen oder wenigstens durch einen Videofilm davon erfahren sollten. Zusätzlich sollte ein Kulturzentrum für junge afghanische Künstler entstehen. Ausserdem lud uns die Regierung ganz offiziell ein, Musik nach Afghanistan zu bringen.

Ein „biblischer Garten“

Das Design des „Garden of Peace and Hope“ basiert auf Gestaltungsprinzipien und Symbolen, die sich an das anlehnen, was man als „biblischen Garten“ bezeichnen könnte. In vielen Aspekten erinnert er an einen mittelalterlichen Klostergarten oder an einen traditionellen islamischen Garten.
Es ist ein rechtwinkliger, ummauerter Raum mit einem massiven Holztor, das Schutz vor Gewalt und den Wider-wärtigkeiten des Lebens symbolisiert und in der Tat auch diese Funktion erfüllt.
Es gibt verschiedene Arten von Wasserspielen, darunter dreizehn Springbrunnen. Der eine Springbrunnen steht zentral und ist dreistufig – und symbolisiert damit die Trinität. Er hat einen achteckigen Marmorsockel, der für die Begegnung zwischen Gott und Mensch steht. Acht Worte sind in den Sockel eingraviert wie „Liebe, Friede, Freude, Barmherzigkeit, Hoffnung“ usw. Die anderen, die kleinen Springbrunnen fliessen in vier Rinnen; sie symbolisieren die vier Flüsse, die von Gottes Thron ausgehen und Heilung bringen.
Ausserdem gibt es vier Obstbäume, von denen jeder gemäss biblischer und islamischer Literatur einen bestimmten Symbolwert hat. Und Rosen verschiedenster Sorten setzen den Hauptakzent.

Heute, 2016, entwickelt sich der Garten weiterhin positiv und ist ein grosser Segen für Viele. Inzwischen besteht eine enge Verknüpfung zum staatlichen Kunstmuseum in Kabul und den dortigen Veranstaltungen.

© Crescendo 2016

“Wer von diesem Wasser trinkt…”

By Tune In No Comments

„Wer von diesem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm gebe, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ (Johannes 4,14)

Es kommt vor, dass uns Gott, während wir beten, einen inneren Eindruck schenkt. Dieser kann sogar als inneres Bild oder als ein Ablauf von „Film-Szenen“ auftauchen. In einer Gebetszeit sah ich einmal vor meinem inneren Auge einen Wasserfall. Das köstliche Wasser strömte herunter. Unten lagen Krüge im seichten Wasser. Sie hatten seltsamerweise schmale Öffnungen. Einige standen aufrecht. Diese nahmen das Wasser trotz ihrer schmalen Öffnungen auf und auf und flossen über. Andere waren jedoch auf die Seite gekippt, und es gingen nur wenige Tropfen rein.

Im Lauf meines Lebens hat mich so oft geschmerzt, dass Menschen sozusagen auf der Seite lagen und von Gott abgewandt lebten. Für manche Pianisten, deren Stimmer ich war, bedeutete Gott offenbar nichts. Umso stärker beschäftigten sie sich mit lächerlichen Kleinigkeiten. Ein Beispiel von Hunderten: Ich erlebte in den vielen Jahrzehnten meiner Tätigkeit für Horowitz nur n ein einziges Konzert, bei dem er mit anderen Künstlern zusammen auftrat. Es war zugleich das einzige Konzert seiner letzten Jahre – oder Jahrzehnte -, das er mit anderen Musikern zusammen gab. Es fand am 18. Mai 1976 in der Carnegie Hall statt und wurde das “Konzert des Jahrhunderts” genannt. Neben Horowitz spielten Isaac Stern und Mstislav Rostropowitsch. Dietrich Fischer-Dieskau sang. Leonard Bernstein dirigierte. Es war wirklich ein denkwürdiges Konzert und das einzige seiner Art. Horowitz spielte mit Rostropowitsch die Rachmaninow-Sonate für Cello und Klavier. Ich erinnere mich, daß Rostropowitsch den Wunsch äußerte, mit seinem Cello auf einem kleinen, vielleicht fünfzehn Zentimeter hohen Podium zu sitzen. Horowitz wehrte sich nun aber dagegen: “Das kommt überhaupt nicht in Frage! Sie sitzen auf der Bühne genauso hoch wie ich!” Es gab einen Kampf, der zwei Proben lang anhielt, bis schließlich Horowitz nachgab und auf sein Podest verzichtete. (Zum Abschluss des Konzerts sangen sie miteinander dann noch Händels “Halleluja”!)

Solches Verhalten sagt sehr viel darüber aus, ob sich das Leben eines Künstlers vor allem um die eigene Kunst und Karriere dreht – und dann auch zwangsläufig um den Konkurrenzkampf. Oder ob er das Wasser von oben entdeckt hat – und sich dann aus seiner Schieflage wegdreht und Gott zuwendet.
Was heisst das für uns? Die Samariterin bittet im Vers 15: Herr, gib mir solches Wasser. Interessanterweise führt Jesus dann das Gespräch weiter und wie eine Antwort darauf kommt er auf die Anbetung zu sprechen, die im Geist und in der Wahrheit geschehen muss.

Ich selber erfahre gerade in der Anbetung Gottes (sei es in einer Gemeinde oder im persönlichen Gebet), wie ich frei werde von mir selber – und auch von Sorgen. Und wie dann auch das Wasser kommt! Und wenn wir nicht oder nur schwer vor Gott kommen und anbeten können? Dann können wir Gott um die Hilfe seines Geistes bitten. Ein Rat: Nimm dir heute einmal mehr Zeit als sonst, Dich Gott zuzuwenden und ihn still oder laut (vielleicht auch musikalisch) anzubeten. Das Lebenswasser möge dich erfrischen, deinen Durst stillen und dann auch auf andere überfliessen.

Text: Franz Mohr

Franz Mohr war der Chef-Konzerttechniker Steinway & Sons, New York. Er war der persönliche Stimmer von Glenn Gould, Horowitz, Rubinstein, Serkin und vielen anderen grossen Pianisten. Crescendo hat Bücher (auch Audio-Bücher) von Franz Mohr herausgebracht – auf Englisch und Deutsch. Information und Bestellmöglichkeit: http://www.crescendo.org/en/publications/buecher.html