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August 2015

Ausschreibung ARTS+ Grafikarbeiten

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Wir möchten ARTS+ ein neues, zeitgerechtes Gesicht geben und schreiben die Neugestaltung unseres grafischen Auftritts aus. Unser Anliegen bleibt bestehen: Wir sind eine Kulturplattform und wünschen uns, dass durch diese Gottes ART zur Geltung kommt: Eben ARTS+!

Es geht um das “look and feel”, das Logo, die Typographie und die grafische Gestaltungunserer Printsachen (Flyer, Briefe, Selbstdarstellungen etc.) sowie den Relaunch unserer Homepage (Farbgestaltung, Typographie, Bildsprache, Banner etc.). Die technische Umsetzung der neuen Homepage organisiert unser Webmaster, bei der Umsetzung arbeitest Du also eng mit ihm zusammen.

Wir erbitten Dein professionelles Angebot zum NPO-Tarif bis am 3. März 2015 bitte
> per E-Mail an info@ap.weiter.ch oder
> per Briefpost an das ARTS+ Büro, Seidenweg 2, 3612 Steffisburg
> Die Ausschreibung ist geschlossen

Bitte belege Deine Arbeiten mit ein paar aktuellen Beispielen. Fragen? Melde Dich per Telefon unter 033 534 30 33. Wir freuen uns auf Deinen kreativen Vorschlag, Dein ARTS+Team

TUNE IN 104: Silhouette / Scherenschnitt von Helene Rink-Keller

ARTS+ News zwischen den Jahren 2014/15

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Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
liebe Christen

Die Zeit zwischen den Jahren ist für uns kunst­schaffende Christen die richtige Zeit um innezu­halten, um zurückzublicken und um vorwärtszuschauen — vor allem aber im Augenblick zu sein.

Innehalten lässt es sich allwöchentlich am besten mit den TUNE INs den wöchentlichen geistlichen Impulsen für Kunstschaffende auf ARTS+.

Hast Du zum Beispiel die wunderschöne Geschichte von Stephan im aktuellen TUNE IN gelesen? Darin geht es darum, dass uns der Herr genauso annimmt, wie wir sind. Mit all unseren Zerbrochenheiten, Verletzungen und Fehlern. Halt doch kurz inne und lies hier die Geschichte nach. Es lohnt sich!


 

Wir blicken zurück auf ein reichhaltiges und vielfältiges Jahr mit immens wertvollen Begegnungen. Das Wichtigste bist Du, unser Freund, Mitglied oder Partner.

Julia Medugno am Kulturfenster 2014 © Matthias Spiess / ARTS+

Julia Medugno am Kulturfenster 2014 © Matthias Spiess / ARTS+

Besonders gefreut hat uns die positive Resonanz auf das ARTS+ Kulturfenster mit der Verleihung des PrixPlus 2014 im Oktober in Winterthur.

Hier findest Du den Bericht zur Verleihung des PrixPlus und hier die Bildergalerie.

Und natürlich haben wir auch Luke Gaser, den Gewinner des PrixPlus 2014, sowie Rahel Studer, die Gewinnerin des PrixPlus-Förderpreises interviewt.


 

Damit blicke ich voraus: Bewirb Dich jetzt für den PrixPlus 2015, den wichtigsten Preis „unserer Szene“ oder schlage jemanden vor. Die Ausschreibung läuft noch bis 15. Januar. Alles Wichtige plus den Anmeldebogen zum PrixPlus 2015 hier.

Jetzt anmelden und mitmachen beim PrixPlus

Jetzt anmelden und mitmachen beim PrixPlus


 

Alljährlich organisieren wir mit und für Euch den ARTS+ Kirchenkultur-Monat. Es ist jetzt an der Zeit mit Euren Gemeindeleitern zu sprechen und aus unserem interessanten Angebot zu wählen.

Der Banner zum ARTS Kirchenklutur-Monat 2015

Der Banner zum ARTS Kirchenklutur-Monat 2015

Hier findest Du alle Informationen. Am einfachsten ist es mit unserer Mitarbeiterin Valérie Wassmer via E-Mail oder Tel. 079 918 90 98 Kontakt aufzunehmen.


 

Und ein weiteres wunderbares Grossereignis zu Ehren unseres Schöpfers wirft sein schönes Licht voraus. Melde Dich bis zum 31. Dezember als Musiker oder Formation zu den Christlichen Musiktagen (CHMT) im Juni 2015 in St. Gallen an.

Hilf uns in der ARTS+ Lounge an den Christlichen Musiktagen 2015

Hilf uns in der ARTS+ Lounge an den Christlichen Musiktagen 2015

ARTS+ ist Partner der CHMT 2015 und wird die Künstler-Lounge organisieren. Lies hier mehr dazu. Zu den Vorteilen für unsere Mitglieder berichte ich dann in meinem nächsten Newsletter.


 

Im Augenblick sein: Das bedeutet „einfach“ zu „sein“. Geniesse die Kraft, die Er uns schenkt. Geniesse die Zeit mit Deinen Liebsten, mit Deinen Freundinnen und Freunden. Geniess‘ Deine Zeit!

Mit Herzensgruss
Georg

Dir nahe zu sein, ist mein ganzes Glück (Psalm 73,28)


 

ARTS+ Büro | Seidenweg 2 | 3612 Steffisburg
033 534 30 33 | info@ap.weiter.ch | www.artsplus.ch


 

Bildnachweise:
Kopfbild Newsletter © ARTS+
Silhouette / Scherenschnitt © Helene Rink-Keller
Julia Medugno am Kulturfenster 2014 © Matthias Spiess / ARTS+
Banner PrixPlus © ARTS+
Banner Kirchenkulturmonat © ARTS+
Banner CHMT © CHMT

Künstler in der Kirche / Teil IX: Wir sind dem Blues sehr nahe

By Tune In No Comments

“Der Kirchenmusiker muss runter von der Empore und mit diesen Menschen unten einen Teppich weben.” Ein Gespräch mit dem Musiker Uwe Steinmetz über Erde, Himmel, gelebte Blue Notes und die Zukunft wahrer Kirchenmusik.* Im Interview die Hör-Empfehlung von Uwe Steinmetz: Charles Mingus Moanin’, Blue Notes im Jazz.

 

Im TUNE IN 138 war die Rede davon, dass der Unterricht (auch in Kunst-, Ballett-, Schauspiel- und Musikschulen) nicht sklavisch einem absoluten Qualitätsanspruch folgen darf, der blind macht für die individuellen Begabungen der Schüler und Studenten. In einem interessanten Interview sagt der Jazzmusiker und Mit-Begründer von “Crescendo Jazz”, Uwe Steinmetz, ähnliches mit Blick auf das Thema “Musik in der Kirche”.

Dahinter steht eine wichtige theologische Einsicht und Erfahrung: Gott geht es um das einzelne Gegenüber, nicht um die Masse. Er geht auf jeden Menschen persönlich ein. Das ist das Wesen der Liebe. Dies wird etwa deutlich, wo in der Bibel vom “Namen” die Rede ist.

Der Name steht für die unverwechselbare Persönlichkeit: “Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!” (Jesaja 43,1). “Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind” (Jesus zu seinen Jüngern in Lukas 10,20).

TUNE IN 139: Der Musiker Uwe Steinmetz im Interview

TUNE IN 139: Der Musiker Uwe Steinmetz im Interview

Die Frage ist, ob wir zulassen, dass Gott uns “beim Namen nennt”. Er hat keinen Absolutheitsanspruch an uns! Die zweite Frage lautet dann, ob wir auch andere in ihrer Persönlichkeit schätzen und ernstnehmen und ob wir mit “gottgeschenkter Liebe” auf sie eingehen. Das wird auch unser pädagogisches Verhalten als Künstler prägen. Oder die Arbeit mit Laien in der Kirche, wie Uwe Steinmetz ausführt.

 

 

Der Blues hat eigentlich religiöse Wurzeln? Ja, in mehrfacher Hinsicht. Die Gesangstechniken kamen zu dieser Zeit aus dem Gospel der schwarzen Kirchen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildeten. Und dann haben die Sänger sich selber auf der Gitarre begleitet, neue Spieltechniken erfunden und so eine ganze Band ersetzt.

In sehr kurzer Zeit ist so ein bestimmter Musikstil entstanden und zwar aus der Notwendigkeit heraus, eine persönliche Botschaft zu formulieren, egal ob ich eine Band habe oder nicht. Diese Wurzel ist auch im Jazz erhalten geblieben, die Notwendigkeit zum eigenen Ausdruck.

So gesehen ist Jazz also die ideale protestantische Kirchenmusik…  Die Musik in unseren Kirchen 
ist noch stark von den festen Formen beeinflusst und besitzt relativ wenig Freiheit. Es gibt Noten, es gibt Lehrmeinungen und klare Vorbilder, wie die Musik zu klingen hat.

Dieses Ideal versucht man dann mit der Kantorei oder dem Bläserchor oft unter grossem Stress zu erreichen. Oder man lässt ein Raumschiff in der Kirche landen, indem man Geld für besonders gute Musiker ausgibt und eine Bachkantate mit ihnen virtuos aufführt. Und man meint, damit in einer langen Tradition zu stehen.

Aber so haben Bach oder Monteverdi gar nicht gearbeitet. Die haben relativ spontan musiziert, auch im Gottesdienst schnell mal ein neues Stück ohne langes Proben gesungen. Das klang bestimmt nicht immer virtuos. Aber diese Musik war verbunden mit dem Ort und der Situation.

Ist denn diese Verbundenheit wichtig für Kirchenmusik? Ich denke schon. Kirchenmusik sollte so sein wie eine Predigt, die Leute an den Ort bindet, etwas Lokales erlebbar macht, sie muss immer wieder neu aus dem Moment heraus entstehen.

Ich sehe den idealen Kirchenmusiker nicht als Gralshüter der Traditionen, sondern eher als eine Art musikalischen Direktor, der schaut, welche Menschen in seiner Gemeinde musikalisch Gottesdienste gestalten können.

Er muss runter von der Empore und mit diesen Menschen unten einen Teppich weben, mit allen Aspekten und auch Fehlbarkeiten. Dann entsteht etwas Authentisches und Kollektives, das eben nur diese Menschen an diesem Ort gemeinsam schaffen.

Wenn auch den Zuhörern deutlich wird, dass es nicht so sehr um Perfektion geht, sondern um das Situative, das Authentische, gibt das ein Gefühl von Heimat, weswegen sie gerne wieder in die Kirche kommen. Das klingt traditionell, ist es aber nicht, weil es gar nicht mehr so oft stattfindet.

Haben Sie das schon mit ihren eigenen Projekten erlebt? Sie spielen ja immer wieder in Kirchen gemeinsam mit musikalischen Laien… Ja, und es ist fast immer eine Bereicherung für beide Seiten. Ich hatte ein tolles Erlebnis
 im vergangenen Jahr im Alten Land bei Hamburg mit unserem Ensemble Waves. Die Chorleiterin war Lehrerin, aber der Chor bestand überwiegend aus Bäuerinnen und Bauern, die von diesen wunderschönen alten Höfen kamen.

Und mit denen haben Sie Jazz in der Kirche gemacht? Das war die Vorlage, ein gemeinsames Konzert in der Kirche. Wir mussten erstmal schauen, was zusammengeht. Dreistimmiger Gesang haute nicht hin, zweistimmig klappte es auch nicht recht, dann hat der Chor eben einstimmig gesungen.

Und das hat er grossartig gemacht: Fünfzig erwachsene Menschen, Bäuerinnen und Bauern mit all ihrer Erdung und Erfahrung, die mitklang – das war die totale Power.

Welche Stücke haben Sie mit diesem Chor gesungen? Lieder, die alle kannten, auch Volkslieder, aber wir haben die Stücke dann neu bearbeitet, 
auf einer Orgel mit alter Stimmung begleitet. Wir haben versucht, den Raum zu nutzen.

Ich lasse Menschen gerne improvisieren, bitte sie, zwei Wörter aus dem Liedtext zu nehmen, vielleicht auch aus einem Psalm, die ihnen besonders viel sagen, zum Beispiel Sonne oder Regen. Und dann sollen sie aussprechen, was sie denken, diese Gedanken immer wiederholen, es den Leuten zusprechen. So entsteht ein kollektiver Improvisationsprozess.

Wir kamen dann auf fallende Mauern, was sich in der Biographie der Leute niedergeschlagen hatte, weil nach dem Mauerfall viele Tschechen und Polen als Erntehelfer zu ihnen kamen. Damit war das Eis gebrochen und wir haben tolle gemeinsame Musik gemacht.

Aber diejenigen, die Kirchenmusik nach den klassischen Kriterien beurteilen, folgen Ihnen nicht immer. Nein, natürlich haben wir auch Kritiker, die uns danach beurteilen, wie nah wir dem vermeintlichen Ideal der Perfektion
in Punkto Klangreinheit und Tonhöhe kommen. Und wir kassieren auch Verrisse, die wir vielleicht verhindern könnten, wenn wir nur mit Profis arbeiten würden. Aber die reale Kirchenmusik ist anders, und sie muss es auch sein.

Es ist bedeutsam, wenn sich ein Chor mit für ihn ungewöhnlicher Musik auseinandersetzen muss, sich daran reibt, sich auch aufregt. Aber am Ende findet man sich dann doch zusammen. Und wenn ich die Aufnahmen höre, erinnere ich mich an diesen Prozess, an das Menschliche in der Musik, das Blues-Element, das nur in dieser Situation mit diesen Menschen möglich war. Das sind gelebte Blue Notes. Und die gilt es zu stärken!


* “Wir sind dem Blues sehr nahe”. Gespräch mit dem Musiker Uwe Steinmetz über Erde, Himmel, gelebte Blue Notes und die Zukunft wahrer Kirchenmusik, erschienen im Magazin Zeitzeichen, Nr. 08/2015 | TUNE IN 139 vom 30. August 2015  | Unser Text ist von Uwe Steinmetz (Saxophon), Berlin, Mitbegründer und Co-Leiter von “Crescendo Jazz” | Übersetzung, Bill Buchanan | Weitere TUNE INs findest Du hier

Der Banner zum ARTS+ Kulturfenster 2014

Präsentiere Deine Kunst gratis am Kulturfenster 2014

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Liebe Mitglieder, liebe Freunde, liebe Christen!

Besucht am 25. Oktober das ARTS+ Kulturfenster 2014, den Höhepunkt der christlichen Kulturszene in der Schweiz.

Dieses Jahr mit vier im Alltag sofort anwendbaren Workshops, einer interessanten Podiumsdiskussion und unserer bunten Abendveranstaltung mit Verleihung des PrixPlus 2014.

Das Programm findest Du in der Übersicht im Video sowie im Flyer. Die detaillierten Inhalte und Hintergrundinformationen hier

Anmelden: Ganz einfach per E-Mail oder Telefon 033 534 30 33


 

 

Dein ARTS+ Vorteil: ARTS+ Künstler können Ihr Schaffen im Foyer zum reduziertenEintrittspreis ohne Standkosten präsentieren. Einfach bis 23. 10. per E-Mail anmelden. Wir stellen pro Künstler/ Formation einen Tisch mit Stromanschluss.


 

Du bist noch kein ARTS+ Mitglied? Beitreten und Vorteile sichern: > So einfach geht‘s


 

Hilf uns in der ARTS+ Lounge an den Christlichen Musiktagen 2015

Hilf uns in der ARTS+ Lounge an den Christlichen Musiktagen 2015

Aktiv dabei sein an den Christlichen Musiktagen 2015: Wo auch ARTS+ mit seiner Künstlerlounge vertreten ist: Du bist herzlich dazu eingeladen, an den Christlichen Musiktagen 2015 mitzumachen. Anmeldeschluss: Ende Oktober.

Jetzt also aktiv werden. Alle Infos hier.


 

Kunst und Glaube ganz persönlich: Der ARTS+ Künstlertreff ist ein Ort für alle ARTS+ Künstler, die in einem Umfeld ihresgleichen den Austausch unter Künstlern suchen, neue Impulse für ihr Glaubensleben erhalten wollen und Beispiele künstlerischen Schaffens erleben können.

ARTS Künstlertreff in Steffisburg: Kunst und Glaube im Wohnzimmer von Familie Schuster

ARTS Künstlertreff in Steffisburg: Kunst und Glaube im Wohnzimmer von Familie Schuster

Komme zum nächsten ARTS+ Künstlertreff am 9. November 2014 nach Steffisburg (mit Voranmeldung). Weitere Infos hier.


 

Unterstütze ARTS+ mit einer Spende.

Danke für Deine Aufmerksamkeit. Geniess’ den bunten Herbst!

Herzlich, Dein
Georg (Rettenbacher)

TUNE IN 138: Jesus, ein Lehrer? Gedanken zum Unterrichts-Beginn

Jesus, ein Lehrer? Gedanken zum Unterrichts-Beginn

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In vielen Ländern beginnt in diesen Tagen ein neues Schul- und Studien-Semester. Das Thema “Pädagogik” ist natürlich auch für den Kunstbereich sehr wichtig. Und da viele TUNE IN-Leser entweder Studenten oder Dozenten an Musik-, Theater- oder Kunsthochschulen sind, hier einige Gedanken zum Thema.*  

 

1. Zunächst ist offensichtlich, dass sich der heutige Kulturbetrieb, nicht zuletzt geprägt von den Gesetzen von Markt und Werbung, stark auf die “Performance” ausrichtet. Auf der Bühne werden Stars geboren! Ja, Stars vielleicht! Aber gute Künstler werden in den Schulen geboren. Wer bejubelt dann konsequenterweise all jene Lehrer, die mit viel Können, Geduld und selbstlosem Einsatz die Begabungen ihrer Schüler fördern?

2. Lehrer müssten übrigens auch dort bejubelt werden, wo keine grossen Künstler geboren werden! Denn es kann niemals das ausschliessliche Ziel der Pädagogik sein, eine Elite heranzubilden. Der Flötist Christian Studler, Professor an der Musikhochschule Bern und seit Jahren Dozent im “Crescendo Sommerinstitut”, wirft immer wieder die Frage auf: “Was ist ‘jesus-mässige’ Pädagogik?” Und er betont: “Es ist jene Pädadgogik, die auf die Einzigartigkeit des Schülers eingeht und die jeden in seinen Stärken fördert.”

Christian Studlers pädagogisches Arbeiten, das diesen Grundsatz sehr konsequent durchsetzt, stösst übrigens gerade in solchen Ausbildungsstätten auf reges Interesse, wo ein ausgeprägtes Elitedenken herrscht oft im Widerspruch zur Staatsmaxime.

Obwohl Studlers un-elitärer Ansatz zu jeder guten Pädagogik gehört und obwohl viele Lehrer ebenso arbeiten, muss man fragen: Wie konsequent wird dieser Grundsatz befolgt? Wie können die Lehrer immer wieder die innere Kraft aufbringen und gegen den Strom des Elite-Denkens schwimmen, das ihnen von der Schulleitung und von den Eltern entgegenkommt? Wie gelingt es ihnen, die (vermeintlich) schwächer Begabten vor Überforderung und Entmutigung zu schützen? Und wie gelingt es ihnen, die (vermeintlich) höher Begabten vor dem Gift des Hochmuts zu bewahren, das früher oder später nicht nur ihrem Charakter, sondern auch ihrer Kunst zusetzen wird?

Christen wissen: Die innere Kraft für eine “jesus-mässige” Pädagogik lässt sich nur durch den grossen Lehrmeister selber gewinnen. Dieser stellt alles hochmütige Denken auf den Kopf, wenn er etwa sagt: “Lasst die Kinder zu mir kommen.” (Matthäus 19,14) Oder: “Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.” (Matthäus 18,3)

Ausgerechnet wie Kinder, die in der damaligen Zeit als notendiges Übel galten! Jesus wendet sich auch scharf gegen das Elite-Denken, das unter den religiösen Führern und sogar unter seinen Jüngern herrscht. Und vor allem: Er sucht nicht danach, selber bejubelt zu werden. “Jesus, der Lehrer” lautet der Titel eines bedeutsamen neutestamentlichen Buches von Rainer Riesner.

Ja, Jesus war ein grosser Rabbi und die Jünger sozusagen seine Schüler. Er förderte diese “Schüler” kosequent in ihren Stärken. So machte er zum Beispiel den Fischer Petrus, der mit einem starken Willen und Eifer (wenn nicht gar Über-Eifer) ausgestattet war, zum eifrigen Menschenfischer. Oder er berief den einfühlsamen Johannes zum Ersatz-Sohn seiner Mutter.

3. Warum verhiess Jesus aber demselben Petrus, der ihn so schmählich verleugnete: Du bist der “Fels, auf dem meine Kirche bauen will” (Matthäus 16,18)? Konnte das sein Ernst sein oder war es bloss ein Wortspiel (Petrus=Fels)? Felsenfeste Treue war gerade nicht die Stärke des Petrus! Was Jesus hier einsetzte, war wohl das pädagogische Prinzip “Hoffnung”.

Jede gute Pädagogik sieht im Schüler ein verborgenes, unentdecktes Potential. Oder war es bei Jesus doch noch mehr? Sicher: Jesus hoffte nicht einfach “aus Prinzip”, sondern er vertraute auf das Wirken des Heiligen Geistes, der in Menschen Gaben erwecken kann – und der seinen “Schülern” sogar Gaben schenkt, die vorher nicht da waren. Was hat dies nun aber noch mit menschlicher Pädagogik zu tun? Für den Lehrer, der seinen Unterricht immer wieder betend gestaltet und auch für den Studenten, der nicht nur vom Lehrer, sondern letztlich von Gott Hilfe erwartet, sehr viel !

Fragen:

  • Welche der genannten Aspekte sprechen dich besonders an?
  • Was willst du davon im Blick auf das kommende Semester umsetzen?

Kleide, was dir in den Sinn kommt, in ein Gebet.    


* Zu diesem Thema gibt es vom 18. – 21.Februar eine internationale “Crescendo Music Teachers Conference” – für Musiklehrer und auch für Studenten, die sich musikpädagogisch ausrichten. Die Konferenz wird auf Englisch gehalten. Topics include:  Music teaching that makes a difference to the community. Teachers from different countries share about their teaching / What’s different in our teaching? Taking God with you to the lesson, teaching as a form of worship / Learn from Jesus- the greatest teacher / The pupil- wonderfully made by God, helping young musicians discover their talent and worship God / How do we deal with criticism and challenges? Für weitere Informationen schreibe eine Mail an Uta Mulenga, Crescendo UK.

TUNE IN 138 vom 24. August 2015 | Das Gespräch mit Rosemary Hardy führte Beat Rink,  Präsident von ARTS+ © Crescendo 2007/2015 | Weitere TUNE INs findest Du hier |

 

“Angstvolle Stücke konnte ich sehr gut singen!”

By Tune In No Comments

Interview mit der Sopranistin Rosemary Hardy

Rosemary, wann hast du zu singen begonnen und wie verlief deine Laufbahn? Ich erinnere mich sehr genau an eine Begebenheit – ich war noch nicht einmal vier Jahre alt. Ich hörte eine Opernsängerin am Radio und sagte sehr resolut: “Einmal werde ich so singen wie die!”

Ich war sehr überzeugt davon und brachte meine Eltern mit meinem Entschluss in einige Schwierigkeiten. Sie mussten für ihre achtjährige Tochter eine Lehrerin suchen, obwohl man ihnen sagte, Gesangsunterricht sei eigentlich erst etwas für Siebzehnjährige. Sie fanden eine wundervolle Lady, Mrs. Stevenson, die mir nun die ersten musikalischen Schritte zeigte.

Musik war schon damals meine ganze Welt. Mit sechzehn fuhr ich dann zu einem Vorsingen an das “Royal College of Music” in London. Eine der dortigen Professoren fragte verwundert: “Solltest du in deinem jugendlichen Alter nicht noch etwas länger zur Schule gehen?” Ich gab zur Antwort: “Das wäre totale Zeitverschwendung. Ich möchte singen, nur singen!” So nahmen sie mich auf.

Danach studierte ich zwei Jahre im kommunistischen Ungarn an der Franz Liszt-Akademie. Zurück in London sang ich in professionellen Chören und “Consorts”, also in Gruppen von fünf bis sechs Sängern. Ich war im Dela-, im Purcell- und im Wilby-Consort zusammen mit Peter Pears. Diese Consorts verhalfen mir zu einer enormen musikalischen Erfahrung. In den 1970-er Jahren begann ich als Barock-Solistin, wollte mich jedoch später weiterentwickeln und wandte mich ganz der modernen Musik zu.

Wie wirkten die geistlichen Inhalte der Barockwerke auf dich? Ich war sehr wütend auf die Kirche, hatte aber nichts gegen die Texte. Einmal wäre ich in einem Gottesdienst beinahe aufgestanden und hätte eine Schimpftirade losgelassen.

Wie hast du die Musikwelt erlebt? Die Musikwelt ist eine enorm grosse Welt. Man findet sicher auch gute Freunde, aber ein grosser Teil ist ungeheuer weltlich. Es geht um Erfolg und Geld. Sogar grösste Musiker sind davon völlig eingenommen.

Was ich beobachte: Viele Sänger verlieren unter dem konstanten Druck die Freude. Der Druck heisst: “Ich muss berühmt werden! Ich muss mehr Geld verdienen! Ich muss die beste Rolle haben!” Ich hatte nicht das Bedürfnis und auch nicht die Energie für Kämpfe solcher Art, obwohl ich mit meiner Stimme beste Engagements bekam – und wohl noch bessere hätte bekommen können.

Nein, ich stand in anderer Hinsicht unter Druck: Da ich Musik des 20. Jahrhunderts sang, war ich musikalisch bis aufs Äusserste gefordert. Aber sie hat mir zum Teil auch geholfen. Ich ging durch schreckliche Zeiten, in der ich in der Ehe seelische Gewalt litt. Da kam ich auf den Gedanken: “Musik könnte dich heilen.”

Ich begann, anders zu atmen und konzentrierter zu singen. Das tat mir gut. Und dann kann Musik ja auch tiefe Gefühle der Freude und des Schmerzes ausdrücken, für die man oft keine Worte findet. Und dies kann irgendwie heilend wirken.

Du hast vorhin von Kämpfen gesprochen, durch die Du hindurch musstest. War der Weg zum Glauben auch so ein Kampf? Ein unerhört starker Kampf! Meine Ehe war, wie gesagt, zu einer Katastrophe geworden, und ich musste mich von meinem Mann trennen. Da ich das eigentlich nie gewollt hatte, erlebte ich einen persönlichen Zusammenbruch.

Ich litt ungeheure seelische Qualen, stand aber gleichzeitig auf der Bühne und spielte meine Rolle, ohne dass man mir etwas anmerkte. Ich entwickelte zu jener Zeit eine besondere Begabung in der Interpretation ausdrucksstarker, angst- und schmerzvoller, sehnsüchtiger Musik. “Erwartung” von Arnold Schönberg war so ein Stück, das ich sehr authentisch wiedergeben konnte.

Doch Musik wirkte nicht nur heilend. Sie setzte sich zugleich in meiner Seele fest und verstärkte sogar die Angst! Ich merkte: Ich war gar nicht geheilt, und suchte nun Heilung andernorts, eine Zeitlang in östlichen Religionen. Zum Glück war ich skeptisch gegenüber dem “New Age”-Supermarkt.

Nach meiner Scheidung ging es mit mir nur noch bergab, bis mich eines Tages der Heilige Geist besuchte. Ich stand in der Küche, und auf einmal war ER da mit seiner überwältigenden Liebe. Es ist schwer zu beschreiben.

Du wusstest, dass es der Heilige Geist oder der Gott der Bibel war? Noch nicht so genau, aber es wurde mir bald klar. Es war, als ob endlich die geliebte Person käme, auf die ich schon immer sehnsüchtig gewartet hätte. Es war für mich zugleich ein Damaskus-Erlebnis. Ich stürzte wie Paulus vom Pferd und begann nun verzweifelt, Gott anzurufen. Über Wochen hinweg tobte ein ungeheurer geistlicher Kampf in mir. Ich erlebte dabei eine solche Veränderung, wie es auch eine jahrelange Psychoanalyse nicht zustande gebracht hätte.

Wie hast du Gottes Stimme gehört? Hast du vielleicht begonnen, die Bibel zu lesen?
Nein, erst Monate später. Gott sprach sehr direkt zu mir. Er zeigte sich mir als der himmlische Vater und lehrte mich Dinge, die ich damals noch gar nicht richtig begreifen konnte.

Ich hatte auch noch keinen Kontakt zu anderen Christen. Seltsame Dinge geschahen. Als ich einmal in Basel war – ich trat in Christoph Marthalers “20th Century Blues” auf – fragte mich der Herr: “Willst du mir nachfolgen? Willst du meine Dienerin sein?” Ich war so schockiert, sagte aber voller Enthusiasmus: “Ja, ja, ja!”

Ein anderes Mal, als ich vor Jahren mit meiner Tochter in die Region Basel zog, hörte ich Gott deutlich sagen: “Join my church!” – “Tritt meiner Kirche bei!” So fand ich die anglikanische Kirche in Basel. Ich geriet zunächst in ein kleines Morgengebet, bei dem ich mich sehr wohl fühlte.

Ein andermal stand ich vor verschlossener Tür. Da kam der Pfarrer, Geoff Read, und sagte, der Gottesdienst, zu dem ich kommen wolle, fände schon lange nicht mehr statt. Er habe aber den starken Eindruck gehabt, er müsse kommen und sehen, ob jemand da sei. Wir sprachen lange miteinander, und dann betete er für mich. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass jemand für mich betete!

Wie erfährst du Gott als Sängerin? Ich habe bald einmal begonnen, in meinen Gebetszeiten neue Melodien zu singen. Ich erlebe auch oft, wie Gott meine sorgenvollen, bitteren oder ängstlichen Gedanken in ein Lob transformiert.

Das ist wohl dieser “Strom des lebendigen Wassers”! – Wie erfahre ich Gott als Sängerin? Ich bin viel befreiter! Ich singe befreiter. Und ich bekomme interessanterweise keine Anfragen mehr für angstbesetzte Stücke! Das hat plötzlich aufgehört.

Dafür singe ich andere, schönere Stücke. Und mein Beruf als Sängerin ist mir gar nicht mehr so extrem wichtig. Ich könnte auch als Köchin oder als Krankenschwester glücklich sein! Das beunruhigt mich manchmal fast etwas. Ich glaube aber trotzdem, dass ich als Sängerin eine Aufgabe habe. Es geht ja darum, Gott mit der Musik zu dienen, durch die Kunst der Welt eine geistliche Dimension zu vermitteln.

Fragen:

  • Kannst du die Aussagen von Rosemary Hardy über die Musik- und Kunstwelt nachvollziehen: “Der Druck heisst: Ich muss berühmt werden! Ich muss mehr Geld verdienen! Ich muss die beste Rolle haben!”?
  • Wie gehst du damit um?
  • Kennst du das: Gott spricht zu dir? Wie?
  • Wie wünschest du, dass Gott in dein Leben eingreift?

Etwas, was helfen könnte (neben dem Gebet allein oder mit jemandem anderen): Aufschreiben, was dich bewegt – in ein Tagebuch, auf dein Mobile Phone usw. Gott hört und erhört auch geschriebene Gebete!


TUNE IN 137 vom 16. August 2015 | Das Gespräch mit Rosemary Hardy führte Beat Rink,  Präsident von ARTS+ © Crescendo 2007/2015 | Weitere TUNE INs findest Du hier | Zur Zeit wirkt Rosemary Hardy am Schauspielhaus Hamburg

“Gott Dank zu opfern ist das Ziel der Musik”

By Tune In No Comments

Interview mit Masaaki Suzuki, Dirigent und Organist Leiter des”Bach Collegium Japan”.

Masaaki Suzuki, wie schaffen Sie es, dass Chor und Orchester eine Kantate verstehen? Es ist eine Frage der Kommunikation… Zum Probenbeginn gebe ich viele Erklärungen zum Kantatentext und Informationen zu Bachs Leben und so weiter. Heute haben Musiker ja genügend Kenntnisse von diesen Dingen, aber trotzdem erläutere ich noch jede Kantate.

Die Orchestermusiker, die ja Berufsmusiker sind, sind solche Musik mehr gewohnt als die Chorsänger. Im allgemeinen haben sie kein grosses Interesse an den Texten. Trotzdem wollen sie wissen, was der Chor singt, und deshalb haben sie die ganze Zeit die Partitur und auch die Übersetzungen zur Hand, worauf sie während den Proben viel Male Bezug nehmen.

Es ist interessant, dass in der Kantate “Schlage doch, gewünschte Stunde” (BWV 53) die Tenorarie von einer sehr schwierigen Pizzicato-Stelle begleitet wird. Es war für sie so schwierig, dieses Pizzicato die ganze Zeit zu spielen, dass einer rief: “Warum müssen wir immer so ein schwieriges Pizzicato spielen? Warum hat Bach das so komponiert?”

Nun übersetzte und erklärte ich die Bedeutung von “Schlage doch”. Es geht um die letzte Lebensstunde und um die Totenglocke, worauf sie meinten: “Gut, jetzt verstehen wir es. Lasst es uns nochmals proben.” Eine solche Art von Textverständnis motiviert dazu, sich auf die Musik zu konzentrieren.

Sie haben den Ruf eines sehr einfühlsamen Bach-Interpreten. Wie haben Sie Zugang zu dieser Musik aus einer völlig anderen Kultur gefunden? Das ist etwas, was ich selber nicht ganz verstehe. Ich mache einfach, was ich fühle – so natürlich wie möglich. Eigentlich wollte ich nie anders verfahren. Nun sind, weil ich mich in Europa ausbilden liess, in meinen Aufführungen unschwer Spuren europäischer Kultur zu finden. Die interpretatorische Arbeit hingegen hat etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun – und auch mit meiner Absicht, den Text so deutlich wie möglich hervortreten zu lassen.

Wenn man sich mit einem neuen Werk beschäftigt, muss man sich als Interpret zum Beispiel zuerst für das richtige Tempo entscheiden. Was diese technischen und praktischen Aspekte betrifft, so sind meine Einspielungen jenen anderer Dirigenten recht ähnlich. Aber dann unterscheiden sie sich von ihnen manchmal recht stark, weil ich eben einen anderen Geschmack habe, weil ich anders fühle und so weiter.

Wie nähern Sie sich einer Bach Kantate, die für Sie neu ist? Allen Kantaten liegt ein bestimmtes Thema zugrunde. Deshalb muss man ihren Inhalt und ihren Kontext kennen. Man kann in ihnen eine Grundstimmung spüren: eine aktive, eine tragische oder eine andere Stimmung. Und dann kann es da sehr interessante, vielleicht sogar recht seltsame Verbindungen von Text und Musik geben. Es ist keineswegs immer klar, was ein Motiv aussagen will, aber ich versuche zu verstehen und die Aussage so gut wie möglich aufzuzeigen.

Dies hört sich nach intensiver Forschungsarbeit an… Nein, das hat nichts mit Forschungsarbeit zu tun, sondern mit einem sehr spontanen Zugang zur Musik. In der Partita, die ich letzte Nacht gespielt habe, gibt es viele kleine Details, die sehr charakteristisch sind – und ganz bewusst hingesetzt. Jede Partita-Variation scheint mir irgendwie auf einen Text komponiert. Nun, wenn man diese kleinen Elemente entdeckt, die eine Art Leitmotiv bilden, kann man die Musik auf sehr intensive und interessante Weise gestalten.

Sie sprechen von Inhalten. Nun gibt es in Europa die Tendenz, Bachs Musik von ihren Inhalten zu trennen – zum Beispiel indem man eine Kantate zur Auferstehung humanistisch reduziert, als handle sie ganz allgemein von “Sieg und Freude”.  Dies scheint wiederum zu einer Bach-Religion zu führen. Was sagen Sie zu diesen Tendenzen? Um Bachs Botschaft so gut wie möglich weiterzugeben, muss man sie kennen und verstehen. Das ist die Aufgabe eines Musikers, und sie ist der eines Schauspielers ganz ähnlich.

Menschen können zweifellos von purer Musik tief berührt sein – so wie jemand von der Schönheit eines fallenden Herbstblatts berührt ist. So können auch Nicht-Christen von Gottes allgemeiner Gnade berührt sein. Aber als Christen haben wir darüber hinaus die Möglichkeit, die Botschaft zu verstehen und weiterzugeben.

Allerdings haben wir keine Ahnung, was die Musik in den Herzen und Köpfen der Menschen im Publikum bewirkt. Vielleicht haben wir manchmal den Eindruck, ein Konzert sei nicht gelungen. Aber Musik existiert auch ohne uns – natürlich nicht ohne Aufführung, aber wir haben letztlich keinen auf ihre Wirkung in den Köpfen und Herzen.

Im CD-Booklet zur Matthäus-Passion schreiben Sie, wie wichtig es ist, die Botschaft der Auferstehung zu verstehen. Sie sollten also aufzeigen, wohin die Passion führt. Ja. Wir müssen dabei den Hintergrund der lutherischen Tradition bedenken. Die Passions-Gottesdienste sind ja nur im Licht der Botschaft verständlich, dass Christus auferstanden ist. Wenn man die tiefe Bedeutung der Passage versteht “und in dreien Tagen werde ich auferstehen”,  wird die Musik völlig anders klingen.

Was bedeutet für Sie Bachs Motto “Soli Deo Gloria”? Gott Dank zu opfern ist das höchste Ziel der Musik. Deshalb versuche ich, mein Bestes zu geben.

Haben Sie manchmal, wenn Sie spielen oder dirigieren, den Eindruck, dass sie Gott loben – bewusst loben? Bisweilen, wenn ich zum Beispel ein Chor-Tutti dirigiere, so fühle ich – ich kann das nicht erklären – eine spezielle Begeisterung, die nichts mit meiner eigenen Leistung zu tun hat. Die Musik ist so komplex, so bedeutungsvoll in ihrer ganzen Stimmführung, dass daraus ein starkes Gotteslob wird.

Im Zusammenhang  mit dem Thema “Gotteslob” eine andere Frage: Was ist für Sie persönlich die wichtigste Eigenschaft Gottes? Das Wichtigste für mich ist, dass Gott die Welt geschaffen hat mit so vielen guten Dingen. Wir können nicht alles in dieser Welt gutheissen. Und dennoch gibt es keinen Bereich, in dem Gott nicht seine Herrschaft ausübt. Dies ist für mich das wichtigste Prinzip: Wo immer ich gelebt habe, wollte ich von Gott erfasst und geleitet sein – und ich habe es erlebt.

Der zweite Aspekt ist, dass uns Gott durch Jesus Christus gerettet hat. Wir können nichts perfekt tun, aber Gott kann unserem Tun und Leben Sinn geben. Und er hilft uns immer, wenn wir ihm vertrauen. Wir hatten und haben viele Herausforderungen in unserem eigenen Leben – auch im “Bach Collegium Japan”.

Manchmal realisieren wir gar nicht, wie schwierig alles ist. Aber wenn wir durch die Schwierigkeiten hindurch sind, merken wir oft, wie gross sie waren. Doch nun sind sie überwunden – dank Gottes Gnade. Dies hilft uns, weiterzulaufen, so wie es Paulus schreibt: Ich laufe und laufe, um den Preis zu gewinnen.

Fragen:

  • Wo hast du in deinem Leben besondere Herausforderungen erlebt und kannst nun im Rückblick mit Masaaki Suzuki sagen “Sie sind überwunden – dank Gottes Gnade?”
  • Wie könnte diese Einsicht dir helfen “weiterzulaufen2, weil du auf Gott vertrauen und ihn um Hilfe bitten kannst?
  • Wo brauchst du speziell Gottes Hilfe in einem (künstlerischen oder anderen) Projekt?
  • Hast du daran gedacht, es bewusst in Gottes Hände zu legen und um seine Leitung, Hilfe und um Segen zu bitten?
  • Was heisst “Soli Deo Gloria” für dich und deine Kunst?

TUNE IN 136 vom 8. August 2015  |  Das Gespräch mit Masaaki Suzuki führten Jan Katzschke, Hermann Rohde & Beat Rink,  Präsident von ARTS+ © Crescendo 2008/2015 |  Weitere TUNE INs findest Du hier

TUNE IN 135: Kunst-Installation in der Kirche von Daniel Pastirčák

Künstler in der Kirche / Teil VIII: “Eine neue Glaubenssprache für unsere Generation suchen”

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Interview mit Daniel Pastirčák, Slowakei, Schriftsteller und Pastor einer freien evangelischen Gemeinde in Bratislava.*

Daniel, wie beziehst du Kunst in den Gottesdienst ein? Ich möchte zunächst vorausschicken, dass es sich im Gottesdienst um “angewandte Kunst” handelt, die zu einem bestimmten Zweck geschaffen wurde und die nicht für sich allein steht. Einem Musikstück haftet oft so viel Schönheit und künstlerische Qualität hinsichtlich seiner kompositorischen Struktur und seiner Ausdruckskraft an, dass sich der Zuhörer gern auf diese Merkmale konzentriert statt auf den Gottesdienst.

Wir haben zum Beispiel während der Eucharistie ein sehr komplexes, schönes und höchst interessantes Musikstück eingesetzt. Aber das Problem war, dass es vom Abendmahl ablenkte. Dasselbe kann auch im Blick auf bildende Kunst oder andere Kunstformen gesagt werden. Das Ziel von Kunst im Kontext der Kirche ist es, zu dienen. Und eine Atmosphäre für die Gegenwart Gottes zu schaffen. Es ist wie bei einer Ikone: Die Künste sollten ein Fenster öffnen für Gottes Gegenwart.

Wie setzt ihr Musik im Gottesdienst ein? Wir singen natürlich Lieder. Aber nicht ausschliesslich, denn die Menschen sind heute nicht mehr so mit dem Liedersingen vertraut wie früher. Oft zwingen wir ja Leute, die zur Kirche kommen, zum Singen unvertrauter Lieder. Dies, obwohl sie sonst nie singen! Warum also nicht vermehrt Instrumentalmusik einsetzen?

Heute hören sich die Leute eher meditative Musik an. Darum unterteile ich meine Predigten jeweils in verschiedene Teile und öffne so einen Raum für Kontemplation mit künstlerischen Elementen – zum Beispiel mit moderner Musik oder bildender Kunst.

Welche anderen Kunstformen bezieht ihr ins kirchliche Leben ein? Wir haben in der Kirche auch eine schöne abstrakte Skulptur, die ein junger Künstler geschaffen hat. Nur können die wenigsten älteren Kirchenglieder damit etwas anfangen. Sie steht gerade am Eingang und bietet einen ersten Gesprächsstoff für neue Besucher.

Im Advent hatten wir einen ganz speziellen Gottesdienst: Es gab vier Teile mit Improvisationen – einmal instrumental und gesanglich, dann mit computergenerierter bildender Kunst, drittens mit Tanz und viertens mit Texten. Das Ganze wurde kurz eingeführt und dauerte etwa zwanzig Minuten.

Wie reagierten die Leute darauf? Einige wussten nicht so recht, was sie damit machen sollten. Manche fanden, es sei zu kurz, andere fanden es zu lang. Aber alle sind mittlerweile damit vertraut, dass es Überraschungen gibt. Aber es gibt auch gewöhnliche Gottesdienste ohne spezielle Überraschungen.

Was denken die Pastoren und Mitglieder anderer Gemeinden über diesen starken Einbezug der Kunst bei euch? Manche stellen uns in Frage, andere zeigen zumindest Respekt. Sie sind im allgemeinen recht offen für unseren Ansatz, aber ihr Denken ist irgendwie festgefahren.

Aber ich möchte betonen, dass es uns nicht um die Frage geht: “Wie bringen wir Kunst dazu, die christliche Botschaft zu verkündigen?”, sondern um die Frage: “Worin besteht heute eigentlich die Botschaft? Welche neuen Fragen werden in der zeitgenössischen Kunst, in der Philosophie, Literatur und überhaupt in der Kultur aufgeworfen?”

Und mit diesen unbeantworteten Frage wollen wir zu Gott, zu Christus und zum Geist der Schrift kommen und eine neue Glaubenssprache für unsere Generation suchen. Und dies bringt uns dann dazu, die Künste einzubeziehen.


* Erschienen in Crescendo Nr. 79, 2009 | TUNE IN 135 vom 8. August 2015 | Interview und Übersetzung von Beat Rink, Präsident von ARTS+ | Weitere TUNE INs findest Du hier