Monthly Archives

Januar 2014

Johannesevang. 2, 1-11 (Hochzeit zu Kana)

By Tune In No Comments

Hier finden wir das Gegenteil von dem, was in Religion (und auch in der Kunst!) oft zelebriert wird:
– Die Vergeistigung des Materiellen
– Die Flucht vor der Wirklichkeit in eine höhere Sphäre
– Die Idealisierung des Menschen
– Die Vergöttlichung von Menschenwerken

Hier findet die genaue Gegenbewegung dazu statt: Gottes jenseitige Herrlichkeit wird sichtbar und erfahrbar. Unmittelbar vor dem Text über die „Hochzeit zu Kana“ steht: „Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf uns hinab fahren auf des Menschen Sohn“ (1,51).

Jesus sagt da voraus, dass man über ihm die Herrlichkeit Gottes „sehen“ werde. Nach der Erzählung des Wunders steht dann: „Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat… und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“ (2,11)

Die Herrlichkeit Gottes kommt also zu uns. Sie kommt mit deutlichen „Zeichen“ wie eben in diesem Wunder. Diese Zeichen helfen dann, dass wir glauben können.

Johannes schreibt in seinem Evangelium noch von vielen anderen Zeichen. Und am Schluss, in 20,30, stehen die aufregenden Worte: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor den Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, dass ihr glaubet, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.“

Nochmals zurück zur Verwandlung von Wasser zu Wein. Das Wunder ist keine „Show“. Es kommt aus „Liebe“ (nicht etwa aus Gehorsam der Mutter gegenüber, Vers 4!), denn Jesus hilft hier der Hochzeitsgesellschaft und vor allem dem Speisemeister, der sich verrechnet hat, aus einer höchst peinlichen Lage heraus.

Das Wunder ist auch denkbar „un-religiös“: Jesus hält keine Predigt über Enthaltsamkeit oder über den „wahren Wein in der unsichtbaren Welt“, sondern er entfremdet sogar die Krüge, die für die rituelle Reinigung bestimmt waren, um wirklichen Wein zu schaffen.

Somit hat das Zeichen viel mit „ästhetischer“ Qualität zu tun. („Aisthesis“ bedeutet ursprünglich „Wahrnehmung“). Jesus lässt die Herrlichkeit Gottes nicht nur in rein „geistigen Vorgängen“ aufscheinen, sondern sehr konkret in der wahrnehmbaren Wirklichkeit. Und das Wunder hat noch eine schöne Botschaft an die Künstler: Die „ästhetische Qualität“ (hier: des Spitzenweins) ist für Jesus keineswegs belanglos, sondern ein Ausdruck der Liebe und – eben der Herrlichkeit Gottes.

Zwei Fragen:

1. Dieser Text wird in den Kirchen seit Jahrhunderten am Anfang eines neuen Jahres gelesen und ausgelegt. Was sagt das uns? Wo sind wir in diesem Jahr auf das Wunder angewiesen, dass Jesus unsere Wasserkrüge verwandelt? Vielleicht benennen wir die Wasserkrüge, die uns in den Sinn kommen und bitten um guten Wein. Vielleicht schreiben wir dies auf – und bitten immer wieder darum.

2. Was sagt der Text uns Künstlern? Wo finden wir in der Kunst eine „Vergeistigung der Wirklichkeit“. Was heisst zum Beispiel das Wort des (von der Theosophie beeinflussten) Piet Mondrian (1872-1944): „Der kultivierte Mensch von heute wendet sich mehr und mehr von den natürlichen Dingen ab und sein Leben wird mehr und mehr abstrakt“? (De Stijl, No. 1, Oktober 1917).

Und wo finden wir umgekehrt Kunst, die von der Abwärtsbewegung der Herrlichkeit Gottes spricht – vielleicht auch gleichnishaft wie die Berliner Filme von Wim Wenders: „Der Himmel über Berlin“ und „In weiter Ferne – so nah“.

Tune In 57 vom 28. Januar 2014 | Text: Beat Rink | Literaturhinweis: Wolfgang J.Bittner. Jesu Zeichen im Johannesevangelium (theol. Dissertation 1987) |

Tune IN 56: Galaterbrief 6,2

Galaterbrief 6,2

By Tune In No Comments

„Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“

Ich habe im letzten TUNE IN auf diese Worte Paulus’ Bezug genommen. Paulus macht dabei deutlich: Es ist nicht seine Idee, dass wir die Lasten der anderen tragen sollen. Nein, Jesus Christus selbst hat uns dies vorgelebt und befähigt uns dazu.

Was sagt das Wort uns Künstlern? Sicher sollte es so zu uns sprechen wie es zu jedem anderen Menschen spricht: als Aufforderung, anderen nahe zu sein, ihnen zuzuhören, ihnen Verständnis zu zeigen, vielleicht da und dort einen Rat zu geben, ihnen tatkräftig zu helfen, mit ihnen zu beten usw. Wir Künstler können uns also nicht darauf berufen, dass wir „zu Höherem bestimmt“ seien und deshalb keine Zeit und keine „Berufung“ für unsere Nächsten hätten. Und ebenso wie andere uns brauchen, so brauchen wir andere…

Zweitens sagt dieses Wort auch etwas über die Kunst aus. Denn solche Worte der Bibel können nur umfassend verstanden werden. Das heisst: Sie haben in jedem Bereich etwas zu sagen – auch in der Kunst. Es wird dann spannend, wenn wir ganz konsequent fragen: „Die Kunst trage die Last der anderen – was heisst das“?

Dass Kunst eine entlastende Wirkung hat, wusste schon Aristoteles (384-322 v.Chr). Er meinte, die im Schauspiel erregten Affekte „Mitleid“ und „Furcht“ bewirkten beim Zuschauer eine Reinigung (Katharsis). Was genau gereinigt werden sollte, liess Aristoteles allerdings im Unklaren.

Doch Aristoteles hatte etwas Richtiges gesehen, wovon wir alle auch erzählen könnten: Wenn uns ein Film, ein Roman, ein Musikstück oder ein Bild zutiefst anrührt, wenn Kunst Mitleid weckt oder eine Spannung aufbaut und wieder löst, dann fühlen wir uns auf einmal selber entspannt und irgendwie befreit.

Vielleicht deshalb
…weil wir unseren Alltag mit den Sorgen hinter uns lassen können
…weil wir eine Lebenssituation plötzlich aus einem anderen Blickwinkel sehen
…weil wir für etwas, was bisher undefinierbar war, auf einmal eine „Sprache“ gefunden haben- auch wenn diese nicht verbal ist
…weil wir merken: wir sind mit unseren Ängsten und Problemen nicht allein
…weil wir „Schönheit“ und „ästhetische Qualität“ erfahren
…weil sich unsere Verschlossenheit lockert, wie der Theologe Romano Guardini (1885-1968) sagt. Er meint damit in etwa: Wir sind uns selber meistens fremd und begegnen durch das Werk uns selber auf neue Weise: „Die Schwere des eigenen undurchlebten Vorhandenseins leichtet sich.“
…und noch vieles mehr

Dianne Collard ist eine amerikanische Christin, deren ältester Sohn 1992 ermordet wurde. Sie erzählt:

„Ich hatte als Kind nicht viel von Kunst mitbekommen – weder von meinen Eltern noch in der Kirche. Als junge Erwachsene entdeckte ich dann in mir eine Freude an Kunst und ein tiefes Bedürfnis danach. Doch hatte ich keine Ahnung, wie stark dieses Bedürfnis noch werden konnte – bis zum Jahr nach der Ermordung meines ältesten Sohns anno 1992. In jenen dunklen Stunden der Trauer und des Schmerzes fand ich Trost und Frieden in den Kunstmuseen von Wien. Wir lebten damals als Missionare in Wien. Gottes heilende Gnade berührte mich und ein Heilungsprozess begann, der mich in die Schönheit und Schöpfungskraft der Gemälde an den Wänden des Kunsthistorischen Museums eintauchen liess. Kunst erreichte die verborgendsten Schichten meiner Seele, wo Worte nicht mehr hinreichten. Ich erfuhr, wie Gottes Wort durch die Spuren des Schöpfergottes in den geschaffenen Kunstwerken lebendig wurde. Meine Geist wurde durch die Zeichen seiner Güte, Schönheit und Wahrheit erneuert, wie sie in Linien, Formen und Farben sichtbar wurden.“*

Einen anderen Bericht hören wir von der 1903 in Prag geborenen, mittlerweile 110-jährigen jüdischen Pianistin Alice Herz-Sommer (aus einem Interview in „Crescendo“ Nr.78):

„Es war in Prag, wo ich geboren wurde, wo ich geheiratet hatte und mit meinem Mann und unserem Sohn lebte. Hitler war einmarschiert und eines Tages wurde meine Mutter deportiert. Es war der tiefste Punkt meines Lebens. Bis heute weiss man nicht, wo sie starb. Nachdem meine Mutter also deportiert worden war, fiel ich in eine Depression. Nichts konnte mir helfen, nichts konnte mich mehr erfreuen. Nicht einmal mein Kind. Eines Tages lief ich durch die Strassen Prags und – ich weiss noch heute, wo es geschah – da hörte ich plötzlich eine innere Stimme: ‘Übe die 24 Etüden von Chopin. Das wird dich retten!’ Ich rannte nach Hause, setzte mich ans Klavier und übte von nun an täglich stundenlang Chopins Etüden. Nun hat jeder Pianist sechs oder acht Etüden in seinem Repertoire. Aber alle vierundzwanzig? Es sind ja ganz grossartige Meisterwerke, dem Hamlet von Shakespeare vergleichbar, und sehr schwierig zu spielen.“ Und dann erzählt Alice Herz-Sommer davon, wie ihr das Üben der Etüden aus der Depression herausgeholfen hat.

Zum Schluss einige Fragen:
> Was heisst es für uns persönlich: Einer trage des anderen Last?
> Wo haben wir schon erlebt, wie Kunst uns befreit – oder anders gesagt: wie Gott Kunst gebraucht, um uns Lasten abzunehmen?
> Welche Kunstwerke sollten wir noch mehr anschauen, lesen, hören , selber spielen – oder gar selber erschaffen, die „Lasten tragen“? Und welche sollten wir vermeiden, die „Lasten auferlegen“?
> Und wo gibt es wirklich gute Kunst, die darauf hinweist, dass letztlich nur Jesus Christus die Lasten abnehmen kann?

„Jesus Christus , hilf mir, Lasten anderer zu tragen – und auch meine Lasten von anderen tragen zu lassen. Und bewirke durch meine Kunst hindurch, dass Menschen frei werden von drückenden Lasten. Lass sie dabei nicht nur eine vorübergehende Katharsis erfahren, sondern zumindest eine Ahnung von dir bekommen, der all unsere Last trägt. Amen.“

Tune In 56 vom 21. Januar 2014 | Text: Beat Rink, Präsident von ARTS+

* Inzwischen hat Dianne Collard eine Doktorarbeit zum Thema „Die Rolle der bildenden Kunst in den (Frei-)Kirchen in Deutschland und Spanien“ sowie ein Buch über die Versöhnung mit dem Mörder ihres Sohnes geschrieben – und wie sie diesen zum Glauben an Jesus Christus geführt hat. Sie engagiert sich im Leitungsteam von ARTS+ Europa, einer europäischen Initiative nach dem Vorbild von ARTS+.

Matthäus 11, 30

By Tune In No Comments

„Mein Joch ist sanft und meine Last leicht“ (Matthäus 11,30) „Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Galater 6,2)

Besonders am Anfang eines neuen Jahres, wenn wir uns fragen, was die nächsten Monate bringen werden, spüren wir einen gewissen Druck auf unseren Schultern.

Wir spüren etwa einen Erwartungsdruck, der von verschiedenen Seiten auf uns kommt. Da gibt es unausgesprochene und explizite Anforderungen aus dem engsten Umfeld der Familie, seien wir Eltern oder Kinder. Und dann erhalten wir oft deutliche Signale, dass von uns eine gute (oder noch bessere) künstlerische Lesitung, eine gute (oder noch bessere) pädagogische Arbeit oder ein schöner (oder noch grösserer) Erfolg erwartet wird.

Oft aber kommt der stärkste Erwartungsdruck aus unserem eigenen Inneren. Die Last auf den Schultern lässt sich nicht einfach abschütteln. Er lässt sich zwar ganz gut an andere weitergeben – so wie wir selber Empfänger eines von anderer Seite entstandenen Erwartungsdrucks sind. Aber das Weitergeben des Drucks entlastet nicht wirklich, sondern vervielfacht die Last nur.

Im Rahmen einer kürzlichen Zusammenarbeit mit der Zur Homepage der “Ökumenischen Philharmonie Deutschland” habe ich mich mit Antonin Dvořáks (1841-1904) „Symphonie aus der Neuen Welt“ beschäftigt – und mit den Umständen, die zu diesem grossartigen Werk geführt haben.

Was für ein Erwartungsdruck muss auf dem Mann gelastet haben, der am 26. September 1892 (überhaupt nicht zufälligerweise am 400. Jahrestag der Ankunft von Columbus!) in New York erwartet wurde, um seine Stelle als Kompositionslehrer am New Yorker Konservatorium anzutreten. Man erwartete von diesem bereits weltberühmten Komponisten, der dem tschechischen Volk eine eigenständige Musiksprache gegeben hatte, nichts Geringeres als die Entdeckung eines neuen musikalischen – eben amerikanischen – Kontinents.

Aber erstaunlich: Nirgends in Dvořáks Schriften lesen wir davon, dass er sich von diesem enormen Erwartungsdruck bedrücken oder in seiner kreativen Energie lahmlegen liess. Im Gegenteil: Er studierte eifrig die Musiktradition, die ihm aus der indianischen Folklore und den Negro Spirituals entgegen kam und löste sich dann in grosser kreativer Freiheit davon, um in volksliedähnlichem Stil eigene Melodien zu komponieren und daneben auch dem amerikanischen Pioniergeist und Gestaltungswillen Ausdruck zu verleihen.

Es ist also erstaunlich, wie frei und unverkrampft Dvořák an seine 9.Symphonie ging, die dann tatsächlich als Beginn einer eigenständigen amerikanischen Musik gefeiert wurde. In der Literatur über die 9. Symphonie wird vermutet, dass sich versteckte Anklänge an den Negro Spiritual „Swing Low, sweet chariot“ finden – in jener berühmten Melodie in der Mitte des 1. Satzes.

Wenn das stimmt, so weist der tiefgläubige Dvořák, Schöpfer der „Biblischen Lieder“, damit auf eine andere „Neue Welt“ hin. Biblisch gesprochen: Auf das „Reich Gottes“, das in Jesus Christus angebrochen ist und vor dem unsere Welt mit ihren vielen Zwängen und Erwartungen letztlich verblasst.

Ob diese Vermutung stimmt oder nicht: Es ist ein schönes Gleichnis. Inmitten unseres Lebens mit seinen Zwängen meldet sich eine andere, befreiende Melodie zu Wort. Inmitten der vielen Stimmen von aussen und von innen, die einen enormen Erwartungsdruck auf unsere Schultern legen, gibt es diese Worte: „Mein Joch ist sanft und meine Last leicht“.

Vielleicht nehmen Sie sich einige Augenblicke Zeit, denken darüber nach und schreiben sogar auf, was Ihnen dazu in den Sinn kommt. Und halten Sie es dann ins Licht dieser Zusage von Jesus. Und entdecken Sie dann auch jenen ganz anderen Kreislauf, der Lasten nicht abschiebt und dadurch vervielfacht, sondern der sie abnimmt (und letztlich von Jesus Christus tragen lässt) und dadurch verringert.

Paulus schreibt den Galatern, die unter einer religiösen Gesetzlichkeit stehen (auch diese Lasten gibt es!): „Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Galaterbrief 6,2).

Tune In 55 vom 14. Januar 2014 | Text: Beat Rink, Präsident von ARTS+

Tune In 54: Matthäus 2,1-12

Matthäus 2,1-12

By Tune In No Comments

„Als nun Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten!“

Wir wenden uns wie im TUNE IN 52 den Weisen (engl. „Magi“) aus dem Morgenland zu – anlässlich des orthodoxen Weihnachtsfestes und des Dreikönigstags am 7. Januar:
Ein Beispiel guter Kunst mit christlichem Inhalt (ja, es gab sie zu allen Zeiten und es gibt sie heute noch!) ist das Gedicht „The Journey of the Magi“ über die drei Weisen von Thomas Stearns Eliot (1888 – 1965).
Read More

Tune In 53: 1. Könige 8,12

1. Könige 8,12

By Tune In No Comments

„Gott will im Dunkel wohnen“

Freunde von uns, die Keramikkünstler sind, haben in diesem Jahr zu Weihnachten ausschliesslich Lichter entworfen. Sie erzählten uns, dass es sie besonders berührte, wenn Besucher ihrer Verkaufsräume erzählten, dass ihnen die Lichter augenblicklich halfen, in der für viele stressigen Vorweihnachtszeit zur Ruhe zu kommen. Hier habe ich eines ihrer Lichter aus drei verschiedenen Perspektiven fotografiert…

Licht kann beruhigen, es kann helfen zu fokussieren, zu klären, Wahres von Falschem zu unterscheiden. Jesus spricht von sich und von uns als „Licht“. Die Keramikleuchte kann als vielschichtige Metapher dienen für unser Leben als Christen.

1. “Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.” (Johnnes 8,12)
Christ sein heisst Christus angenommen haben. Er ist in uns wie die Kerze in der Keramik-Leuchte. Er erhellt und füllt uns von innen – komplett, alle guten und schlechten Seiten. Nicht immer aber scheint es auch nach aussen und leuchtet.

Schauen wir auf das Foto der Keramikleuchte: sie ist ein zerbrechliches Gefäss für die Kerze. Und nur an ihren Bruchstellen, da wo sie besonders zerbrechlich und dünn ist, scheint das Licht heraus.

Christ sein, mit Christus leben. Es heisst, zu wissen, wie zerbrechlich wir sind. Es heisst, die eigenen Brüche und Schwächen zu kennen und Christus daran teilhaben zu lassen. Sein Wirken in uns wird nach aussen und für andere wirksam, wenn wir nichts verdecken oder überdecken sondern authentisch und ganzheitlich leben.

2. “Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” (Matthäus 5.14-16)
Wenn Christus also uns auffordert, unser Licht leuchten zu lassen, heisst dies nicht, mit unseren Erfolgen und guten Werken anzugeben, sondern das Wirken von Christus in allem, was wir sind und tun, nicht zu verdecken.

Dann erst sind wir als Ganzes zu erkennen – mit den Bruchstellen, an denen wir verwundbar und schwach erscheinen, genauso wie mit der glänzenden Oberfläche. Beides gehört untrennbar zusammen!

In dem Bild von der Keramikleuchte ist gut zu sehen, dass die Brüche im Innern – also so, wie sie für uns erscheinen, unansehnlich und verwirrend erscheinen. Bei der Betrachtung von aussen, also so wie andere (und Christus) uns sehen, offenbart sich erst eine Ordnung, eine Schönheit die wir alleine nicht erkennen können. Christlicher Glauben lebt davon, dass er geteilt wird. Wenn wir unser Licht leuchten lassen, wächst der christliche Glaube weiter.

3. »Die Gesunden brauchen keinen Arzt – wohl aber die Kranken.« (Matthäus 9, 12)
So wie Christus in uns leuchtet und unsere eigene Dunkelheit mit Licht füllt, so sind wir ermutigt, uns ins Dunkle zu begeben und es zu erhellen, wenn wir Christus nachfolgen wollen. Auf dem Foto von dem Keramiklicht ist gut zu erkennen, wie hell und schön es im Dunkeln leuchtet. Wird es jedoch selber von Licht von aussen überstrahlt, kann es wirkungslos werden.

Christus kommt zu uns, will in uns sein, damit wir Licht sein können. Dies kann leicht durch äussere Einflüsse, durch gute und schlechte, überdeckt werden, und wir können vergessen, dass wir von ihm erfüllt sind. So können auch andere uns oft nicht mehr als von Christus erfüllte Christen erkennen – dies kann sogar passieren, wenn wir gerade besonders engagiert sind in christlichen Kontexten, z. B. in Kirchen!

Damit wir als Christen authentisch leben können, helfen uns äussere Umstände nicht. Wir müssen uns immer wieder auf Christus in uns besinnen, damit er durch uns wirken und leuchten kann. Gleichzeitig ist es ermutigend, dass Christus besonders stark leuchtet, wenn unsere äusseren Umstände dunkel sind. Wenn wir gerade nicht auf der Sonnenseite des Lebens sind, strahlt er besonders hell in und duch uns. Mit dieser Gewissheit dürfen wir leben.

Ein Gebet für das neue Jahr: Guter Gott, Danke, dass Du immer in mir wohnen willst, Danke, dass wir durch Dich das Licht des Lebens haben. Hilf mir, dies nie zu vergessen und zeige mir Möglichkeiten in meinem Leben, dieses Licht mit anderen zu teilen.


 

Tune In 53 vom 1. Januar 2014 | Foto und Text: Uwe Steinmetz